Wie geht es mit Manuel Neuer weiter? Bayern-Star könnte Toni-Kroos-Weg wählen (2024)

Etwas müde wirkte Manuel Neuer dann doch, als er im Bayern-Teamhotel in Seoul den Tagungsraum „Azaleas“ betrat. Kein Wunder, denn hinter der Nummer 1 des FCB lag ein elfstündiger Flug und ein Training in der warmen, feuchten Luft Koreas.

Man könnte leicht auf den Gedanken kommen, dass es für den mittlerweile 38-Jährigen womöglich die letzte PR-Reise mit dem FC Bayern sein könnte. Sein Vertrag läuft im Sommer 2025 aus. Doch als Neuer zu den Reportern sprach, wurde deutlich, dass er noch nicht wirklich ans Aufhören denkt.

Neuer lässt sich Zeit

„Ich habe immer gesagt, dass ich auf meinen Körper hören muss, der wird mir das Feedback geben. Dann geht es natürlich in erster Linie um meine Leistung und dann auch darum, ob es mir noch Spaß macht“, erklärte der Keeper.

Sein Vertrag in München läuft noch bis 2025. Mit einem fitten Neuer würden die Bayern aber vermutlich gerne erneut verlängern.

Und auch bei der Nationalmannschaft wäre er weiter eine Top-Lösung. Während Thomas Müller sich zu einem Rücktritt aus der DFB-Elf entschieden hat, betonte der Torhüter die zuletzt so positiven Erfahrungen. „Man macht sich immer Gedanken. Ich war sehr glücklich mit der Art und Weise, wie wir als Team bei der EM aufgetreten und endlich wieder mit den Fans zusammengewachsen sind“, sagte Neuer.

Er weiß, dass für die Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft mehr drin gewesen wäre. 2026 hat man durchaus gute Chancen auf den WM-Titel – da wäre Neuer 40 Jahre alt. Ein Alter, das gerade Torhüter nicht unbedingt abschrecken muss.

Neuer ist wieder zuversichtlich

Während der Keeper das WM-Aus 2018 noch eher achselzuckend hinnahm, weil er den Eindruck hatte, dass man früher oder später ohnehin ausgeschieden wäre, liegen die Dinge nun anders.

Folgerichtig will Neuer nichts überstürzen. Auf SPORT1-Frage sagt er, es sei „noch nicht an der Zeit“, eine Entscheidung zu verkünden. Es müssten „noch ein paar Gespräche stattfinden, dann muss ich mir darüber im Klaren sein, was ich überhaupt will“.

Auf die Frage, mit wem er Gespräche führen müsse, antwortete er: „Mit mir selbst.“

Neuer hat einige Optionen

Dabei hat Neuer mehrere Optionen. Er könnte sofort zurücktreten, doch wenn er das wirklich wollte, warum dann nicht schon direkt nach der EM?

Eine zweite Möglichkeit wäre, dass er auf eine Nominierung für die Länderspiele im September drängt und seinen Anspruch auf den Platz zwischen den Pfosten deutlich kommuniziert. Die Folge wäre sicherlich ein Raunen in der deutschen Fußball-Öffentlichkeit. Gibt es doch mittlerweile viele Beobachter, die sich Marc-André ter Stegen im Tor der Nationalmannschaft wünschen.

Insgesamt dürfte daher eine dritte Option für Neuer besonders reizvoll erscheinen: Er lässt die Dinge vorerst einfach weiterlaufen und akzeptiert auch, wenn Bundestrainer Julian Nagelsmann in den Länderspielen im September einen anderen ins Tor stellt. Der Bayern-Keeper könnte sich einige Tage erholen und dann in den Bundesliga-Wochen mit guten Leistungen überzeugen. Auch in der aufgestockten Champions League gäbe es genügend Möglichkeiten, sich zu bewähren und auf Nagelsmann sportlichen Druck auszuüben.

Auch Neuers Verweis auf Toni Kroos und dessen Rückkehr deutet auf diese Lösung hin: „Toni hat ja auch ein bisschen länger Pause gemacht und kam dann zum Turnier wieder zurück“. Wäre das auch für Neuer ein Modell?

Neuer will sich wieder beweisen

Es wäre nicht das erste Mal, dass Neuer einen solchen Weg sucht. Lass die Kritiker nur reden, am Ende stehe ohnehin ich im Tor - so könnte man sein jahrelanges Motto beschreiben.

Zudem verfügt der 38-Jährige sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalmannschaft über eine treue Lobby. Er hat immer noch viele Fürsprecher. Insofern könnte ihn nur eine Häufung von Fehlern wie zum Ende der vergangenen Saison ins Hintertreffen im Kampf um die deutsche Nummer 1 bringen.

Für Julian Nagelsmann wäre dieser Neuersche Weg ein Drahtseilakt. Nach der EM betonte er, dass das Schicksal der erfahrenen Spieler in deren eigenen Hände läge. Klar, ein proaktiver Rücktritt eines lang gedienten Stars wie Neuer erspart dem Bundestrainer öffentliche und interne Diskussionen. Auch ein unangenehmes Gespräch mit dem Weltmeister von 2014 würde Nagelsmann umgehen.

Sollte Neuer also tatsächlich eine konkrete Entscheidung hinauszögern, läge der Ball bei Nagelsmann – eine undankbare Aufgabe. Wer sägt schon gerne einen Manuel Neuer ab?